19. Mai – Gedenktag für den Genozid an den Pontosgriechen

Der 19. Mai ist ein Tag der Erinnerung und des Gedenkens an die Opfer des Genozids an den Pontosgriechen. Die Pontosgriechen – Nachfahren altgriechischer Siedler, die über Jahrhunderte in der Region Pontos rund um das Schwarze Meer (im Gebiet der heutigen Türkei) lebten – wurden zwischen 1914 und 1923 systematisch verfolgt, vertrieben und ermordet.

Mehr als 350.000 Menschen fielen diesen Gräueltaten zum Opfer: durch Massaker, Todesmärsche, Hungersnöte und Zwangsumsiedlungen. Die Verfolgung begann unter der osmanischen Regierung, intensivierte sich unter der jungtürkischen Bewegung und erreichte ihren grausamen Höhepunkt unter dem kemalistischen Regime. Ziel war die Eliminierung der griechisch-orthodoxen Bevölkerung aus Kleinasien – im Rahmen eines umfassenderen Plans, der auch die Armenier und Assyrer betraf, um Platz für einen homogenen türkischen Nationalstaat zu schaffen.

Doch der Verlust war nicht nur menschlich, sondern auch kulturell. Mit der Vernichtung der pontischen Gemeinden ging auch eine jahrtausendealte Kultur in der Region verloren: Sprache, Bräuche, Musik und ein reiches geistiges Erbe. Die überlebenden Flüchtlinge brachten jedoch ihre Geschichte und Tradition nach Griechenland und in andere Teile der Welt, wo sie bis heute weiterleben.

Die offizielle Anerkennung des 19. Mai als Gedenktag durch den griechischen Staat ist ein bedeutender Schritt zur historischen Aufarbeitung. Gleichzeitig bleibt die internationale Anerkennung des Genozids ein wichtiges Ziel, das Verantwortung und Engagement erfordert.

Wir rufen alle Menschen dazu auf, sich an den Gedenkveranstaltungen zu beteiligen, die Erinnerung wachzuhalten und sich für Wahrheit, Gerechtigkeit und historisches Bewusstsein einzusetzen. Denn Erinnerung ist kein Akt der Rache – sie ist ein Zeichen von Verantwortung gegenüber der Geschichte und eine Mahnung für die Zukunft.

Das Gedenken an die Opfer und das Streben nach Gerechtigkeit sind eine Aufgabe, die uns alle betrifft.